Linda Thomas: Raumpflege ist viel mehr als nur Putzen
Bereits für Ita Wegmann, Gründerin der ersten anthroposophischen Klinik im schweizerischen Arlesheim, gehörten hauswirtschaftliche Tätigkeiten in all ihrer Vielfalt zum Therapieansatz.
„Putzen ist Pflege“, meinte auch Linda Thomas bei ihrem Vortrag im Saal der Brettachhöhe. Für eine Gesundung sei ein sauberes Umfeld äußerst förderlich. So könne ein sauberer, schön gestalteter Raum zum Heilraum werden. Mehr noch: Ein sauberes Umfeld stehe unmittelbar im Zusammenhang mit dem eigenen Selbstwertgefühl und der eigenen psychischen Verfasstheit. „Ist mir dieser Raum würdig?“ – bei einer therapeutischen Arbeit mit Klient:innen gehe es nicht nur darum, aufzuräumen oder zu putzen, sondern durch das Reinigen das Bewusstsein der Klient:innen für die eigene Würde zu schärfen.
Ein zweites Ansinnen von Linda Thomas war es, die alltägliche Tätigkeit als Reinigungsfachkraft aufzuwerten und ihr mehr Anerkennung zu verleihen. Oft werde im Reinigungsbereich gegen den Schmutz mit Mitteln aus dem „Reinigungsmittelarsenal“ „gekämpft“. Es gehe darum, schnell und effektiv zu arbeiten. Hier empfahl sie, eine neue Einstellung zum Putzen zu entwickeln und sich mit der Tätigkeit zu verbinden. Putzen trage zur Lebensqualität bei und bereichere das Leben. Linda Thomas riet, nicht nur das Vokabular zu ändern, sondern auch auf die eigene Gestik zu achten und zum Beispiel beim Fensterputzen „schwungvoll und rhythmisch aus der Hüfte“ zu arbeiten.
Zudem gehe es darum, nicht leistungs-, sondern ergebnisorientiert zu arbeiten. „Wenn ich den Raum zunächst bewusst wahrnehme, mir klarmache, wie ich den Raum haben möchte, weiß ich, wo und wie ich putzen muss und meine Arbeit wird effizienter“, erklärte sie. Im Putzen liege so auch viel Gestaltungsfreiheit. Durch Nebensätze und Beispiele wurde jedoch auch klar, dass die Fachfrau durchaus etwas von der Reinigung und Pflege versteht und die Einhaltung von gewissen Standards für sie selbstverständlich ist.
Auch sei sie ein „Fan von Planung“, um die richtigen Prioritäten zu setzen. Das wurde gerade auch in der an den Vortrag anschließende Fragerunde deutlich.
Praktische Tipps vermitteltet Linda Thomas vor allem nach ihrem Vortrag. Sie war hierfür an zwei Tagen an verschiedenen Stellen vor Ort, stellte praktische Arbeitsgeräte vor, erläuterte umweltbewusstes und rückenschonendes Reinigen. Auch schulte sie die im Vortrag geschilderte Fähigkeit, einen Raum wahrzunehmen und auf Harmonie zu überprüfen. „In einem Raum waren die Pflanzen wirklich zu groß und nahmen das Licht, in einem anderen störte letztendlich der viele Kleinkram – auch beim Reinigen“, erläutert Monika König.
Insgesamt eine sehr lohnenswerte Fortbildung, so das Fazit aller Beteiligten.