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Tagesstruktur

Assistenz und Teilhabe

Neben unseren Werkstätten bieten wir auch für schwer beeinträchtige Menschen und Menschen mit Assistenzbedarf im Rentenalter eine Tagesstruktur an, die Assistenz und Teilhabe umfasst. Sowohl in Weckelweiler als auch auf der Brettachhöhe haben wir jeweils einen Förder- und Betreuungsbereich sowie eine Tagesgruppe für Senior:innen.

Förder- und Betreuungsbereich

Achtsame Begleitung & sinnhafte Beschäftigung

 

 

Tagesgruppe Senior:innen

Gut betreut bis ins hohe Alter

 

 

Individuelle Begleitung im Fokus

Seit Juli 2021 leitet Christine Belschner die Tagesgruppe Senior:innen der Weckelweiler Gemeinschaften. Die erfahrene Pflegeexpertin hat im Laufe ihres Berufslebens schon in unterschiedlichen Funktionen und verschiedenen, häufig auch anthroposophischen Einrichtungen gearbeitet. Im Interview schildert sie ihre aktuelle Aufgabe.

 

Frau Belschner, können Sie die Besucher:innen der Tagesgruppecharakterisieren?

Christine Belschner: Unsere Gäste sind in der Regel nicht mehr erwerbstätig oder sie sind teilberentet. Sie bringen ihre individuelle Biografie, Erinnerungen und Erfahrungen mit. Manche von ihnen sind noch sehr aktiv und möchten Aufgaben übernehmen. Andere lehnen mit dem Renteneintritt sämtliche Verpflichtungen ab und wollen sich hauptsächlich ausruhen. Manche sind auch sehr autark, leben in ihren Privaträumen und wir betreuen sie quasi ambulant. Jeder Tag ist dadurch bei uns neu: wer kommt, wen müssen wir aufsuchen, wer braucht welche Aufgabe… Da reagieren wir sehr flexibel.
 

Ich sehe hier aber kaum Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung, oder?

Das stimmt. Manche unserer Gäste haben zwar altersbedingte körperliche Beeinträchtigungen, alle sind aber relativ mobil.


Sie haben schon bei anderen Arbeitgebern gearbeitet. Wie sehen Sie die Weckelweiler Gemeinschaften im Vergleich?

Ich erlebe uns hier als sehr klientenorientiert. Hier dreht sich alles um die zu Betreuenden. Die Betreuung ist hier sehr individualisiert. Das empfinde ich schon als bedeutsam und es ist auch eine spannende Aufgabe für mein Team.
 

Was bedeutet für Sie klientenorientiert?

Ich habe hier die Möglichkeit, mich intensiv mit Menschen auf einer persönlichen Ebene zu beschäftigen und diese individuell zu begleiten. Und um zu zeigen, was ich unter individualisierter Betreuung verstehe: Einer unserer Gäste interessiert sich sehr für Flugzeuge. Mit ihm steuern wir regelmäßig den Crailsheimer Bahnhofskiosk an, damit er sich eine bestimmte Zeitschrift kaufen kann.
 

Thematisieren Sie in der Gruppe auch Sterben und Tod?

Sehr behutsam und bei akuten Anlässen. Erst vor kurzem ist eine Besucherin der Gruppe verstorben. Wir haben gemeinsam Abschied genommen. Viele kennen sich hier ja seit Jahrzehnten. Ein Foto von ihr lässt die Erinnerung wach bleiben. Dadurch ist sie hier immer noch präsent und wir kommen auch immer wieder auf sie zu sprechen. Ich habe den Eindruck, durch die jahrzehntelang gelebte Anthroposophie in den Gemeinschaften sind offene Gespräche über das Thema leichter möglich und weniger angstbesetzt. Aber wie überall in der Gesellschaft bestimmen Sterben und Tod nicht unseren Alltag.
 

Wie sieht denn Ihr Alltag aus?

Wir machen Tagesangebote, die stark von den Fähigkeiten und Hobbys unserer Teammitglieder abhängen. Es wird gebastelt, genäht, gemalt, gebacken. Unser nächstes gemeinsames Projekt ist zum Beispiel eine große Patchwork-Decke. Einmal im Monat tanzen wir zu Schlagermusik, einmal pro Woche fährt ein Bus zur Stadtbücherei nach Crailsheim, damit sich die Gäste neue Medien ausleihen können. Ab und zu stehen auch Ausflüge auf dem Programm.
 

Sie haben ja auch Halbtagsgäste…

Wir haben noch einige Aufgaben mehr als bereits genannt. Aber es stimmt. Es gibt viele Werkstattbeschäftigte, die bereits teilberentet sind. Sie gehen vormittags in die Werkstatt und verbringen den Nachmittag bei uns oder umgekehrt. Und manche Werkstattbeschäftige verbringen ihren Urlaub bei uns. Auch sind wir häufig für die Krankheitsbetreuung in den Streitwaldhäusern, der Elsa-Brandström-Gruppe oder dem Haus unter der Sulz mit verantwortlich.
 

Aber es gibt auch Menschen, die sich nicht von ihrer Werkstatt lösen möchten…

Ja, es gibt Menschen, die auch mit 70 noch freiwillig in der Werkstatt arbeiten. Auf der Brettachhöhe haben wir aktuell auch einen Gast, der seine Maschine zu uns mitbringt und dann bei uns Kerzendochte zuschneidet – aber eben in seinem Tempo und auch nur so lange er will. Bei einigen sind die Übergänge von der Werkstatt zur Tagesgruppe fließend. Wir arbeiten hier eng mit den jeweiligen Werkstattgruppenleiter:innen zusammen.

Größtmögliche Selbstständigkeit trotz Assistenzbedarf