Zum Hauptinhalt springen

Mit HAKRO auf dem Jakobsweg unterwegs

Bereits zum vierten Mal waren das Schrozberger Textilunternehmen HAKRO und unser Berufsbildungsbereich auf dem deutschen Jakobsweg unterwegs. Heuer startete die Gruppe in Rothenburg ob der Tauber. Am fünften Tag kam sie in Hohenberg an. Fast 100 Kilometer Fußmarsch lagen hinter ihnen.

„In diesem Jahr waren die Wege eine wirkliche Herausforderung“, erzählt Sabine Mögel, Leiterin des Berufsbildungsbereichs (BBB) der Weckelweiler Gemeinschaften. Nach den vielen unwetterartigen Niederschlägen an Pfingsten sind viele Pfade unwegsam oder sogar gesperrt. Immer wieder muss sich die Gruppe also auf Umwege gefasst machen oder sich gegenseitig auf glitschigen Abhängen Halt geben.

Aufgabe des BBB ist es, unterschiedlichste Menschen auf ihren Weg ins Berufsleben vorzubereiten. Nicht nur praktische Fähigkeiten werden vermittelt, auch das Vertiefen von sozialen Kompetenzen steht auf dem Plan. „Da hatten wir bei der Tour natürlich ein gutes Übungsfeld“, schmunzelt Sabine Mögel. Tatsächlich erhalten sie, ihre Kollegen Tobias Hofmann und Stefan Huber sowie Azubi Victor Dogbe bereits kurz nach der Rückkehr vom Pilgern die Rückmeldung, dass sich das Verhalten einzelner Tour-Teilnehmer:innen merklich verändert habe. Mehr Selbstvertrauen, ein offeneres Auftreten und Verhalten sei spürbar. Eine Teilnehmerin, die vorher sehr schüchtern war, traut sich jetzt sogar ein Praktikum zu. „So eine Herausforderung, welche die Tour mit sich bringt, können Schulungen einfach nicht bieten“, zeigt sich Sabine Mögel überzeugt.

Dass das Unterwegssein am Rande der Komfortzone zu einem positiven Erlebnis wird, ist natürlich auch den unmittelbaren Begegnungen mit den HAKRO-Mitarbeiter:innen und deren Unterstützung zu verdanken. Trotz aller Anstrengungen ist stets ein wertschätzendes und darum so wertvolles Miteinander erlebbar. „Und dies jenseits von jeglicher Sozialromantik, denn manchmal werden unter der Belastung auch deutliche Ansagen fällig“, so Sabine Mögel achselzuckend.

Fünf Tage lang strebt man gemeinsam, aber in unterschiedlicher Gruppenzusammensetzung dem jeweiligen Etappenziel entgegen. Auch HAKRO-Geschäftsführerin Carmen Kroll nimmt sich Zeit und wandert einen Tag lang mit. Die Hohenloher Landschaft, leichte Plaudereien, manchmal auch tiefe Stille sind Wegbegleiter.

Geschlafen wird in Gemeinde- und Vereinshäusern, im BBB in Weckelweiler und in der HAKRO-Arena in Crailsheim. Camping in Sälen und Hallen also. Die Schlafsaal-Atmosphäre lässt keine Privatsphäre zu, ein gewisses Schlafdefizit stellt sich ein. „Aber wir hatten überall eine Dusche“, erklärt Sabine Mögel. Das ist nicht im jeden Jahr der Fall. Oft muss eine Katzenwäsche genügen.

Der Tag beginnt früh. Nach dem Frühstück folgen Andachten, die auf den Tag einstimmen – schließlich ist die Gruppe ja auf dem Jakobsweg unterwegs. Dann geht es los auf Schusters Rappen. In diesem Jahr war das Wetter zum Glück nicht zu heiß. Aber 18 bis 20 Kilometer sind dennoch eine lange Strecke. Wer nicht mehr kann, fährt ein Stück auf einem der beiden Traktoren mit, welche die Tour begleiten und das Gepäck transportieren. Die drei Fahrer, Gerhard Wolf, Wilhelm Schwarz und, ganz neu, Willy Klein, sind mit Übersicht, viel Sitzfleisch und noch mehr Geduld stets auf Abruf.

Für die Verpflegung lässt sich Christopher Nitsch, einer der Verantwortlichen der Schrozberger Tagesbar „Goetz“, täglich etwas Neues einfallen. In unterschiedlich ausgestatteten Küchen zaubert er aus großen Töpfen Schmackhaftes in Gruppengröße hervor. Einzige Einschränkung: Auf der Pilgerreise will vor allem vegetarisch gegessen werden. Nur beim Abschluss gibt es fleischhaltiges Gegrilltes.

Einmal sammelt die Gruppe unter der Anleitung von Kräuterexpertin Birgit Gölder Wildkräuter entlang ihres Weges. Auch für Klette, Pimpernelle, Brennnessel und Co. findet Christopher Nitsch dann am Abend Verwendung. Lecker!

Für die Touren zeichnet Helmut Jahn, seit 17 Jahren begeisterter Pilger, verantwortlich. Er ist als ehemaliger Werkstattleiter zum einem mit den Gemeinschaften, über seine selbstständige Tätigkeit zum anderen mit HAKRO verbandelt. Um ihn und Sabine Mögel hat sich im Laufe der vier Runden ein buntes, leidenschaftliches wie ruhiges Team aus Menschen gebildet, die unterschiedlichste Verbindungen zu den Gemeinschaften und HAKRO hatten oder haben. Alle zusammen tragen auf ihre Weise zum Gelingen des inklusiven Projekts bei.

Für Sabine Mögel und ihr Team bedeutet die Wanderwoche trotzdem „24 Stunden am Tag Anspannung pur“. Gerade wegen all der abzurufenden Anstrengung geht von der Unternehmung ein Feuer aus, das auch Ortsvorsteher und Pfarrer auf den Plan ruft und sie mitwirken lässt. „Herzlichen Dank an dieser Stelle an Ortsvorsteher Reiner Groß aus Brettheim, Pfarrer Norbert Seibold, Pfarrer Jörg Scheerer und Pfarrer Markus Hammer“, sagen die Teams der Weckelweiler Gemeinschaften und der HAKRO GmbH.

Hervorzuheben ist vielleicht noch, dass auch Heilerziehungspflege-Azubi Victor Dogbe aus Togo an einem Tag mit seiner Form einer Andacht auf den Tag einstimmt.

Außenarbeitsplätze, Schichtwechsel, Freikarten für Basketballspiele oder eben Mitarbeiter:innen wie Alexander Mohr und sein Team – die Weckelweiler Gemeinschaften haben mit HAKRO ein ungewöhnlich engagiertes Partnerunternehmen an der Seite. Viele gute und berührende Geschichten ließen sich erzählen. Die Pilgerreise, für deren Unkosten HAKRO übrigens komplett aufkommt, ist nur eine davon. Wunderbar also, dass die Reise weitergeht – 2025 dann zum fünften Mal.

 

Der Ablauf der Pilgerreise (zusammengefasst von Alexander Mohr):

  • Tag 1: Wir starten in der Rothenburger Jakobskirche, wo uns der Pfarrer am Morgen den Segen spricht und wir eine Führung in der Jakobskirche erhalten. Wir durchqueren das schöne Taubertal und enden in Brettheim, wo wir im Vereinsheim wunderschöne Räume zur Verfügung gestellt bekommen. Am nächsten Morgen begrüßt uns Ortsvorsteher Reiner Groß mit einer netten Ansprache. Mit ein paar wirklich netten Worte wünscht er uns zum Abschied und für die restlichen Etappen viel Spaß und Glück. Brettheim hat uns schon das zweite Mal die Möglichkeit geboten zu übernachten und uns mit offenen Armen willkommen geheißen.
     
  • Tag 2: Aufbruch nach einem gemeinsamen Frühstück in Richtung Weckelweiler. Am späten Nachmittag laden uns Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Steffen Koolmann und Werkstattleiter Axel Rudolph in das Café in Weckelweiler ein, wo wir uns an den leckeren selbstgemachten Köstlichkeiten erfreuen dürfen, bevor wir das Nachtquartier beziehen.
     
  • Tag 3: Nach dem gemeinsamen Frühstück von HAKRO-Mitarbeiter:innen und der Weckelweiler Gruppe machen wir uns auf den Weg nach Crailsheim in die HAKRO-Arena. Wir müssen durch das noch durch die Flut an Pfingsten in Mitleidenschaft gezogene Jagsttal. Bei diesem 20 Kilometer langem Streckenabschnitt ist das ganze Team sehr gefordert. Angekommen in der HAKRO-Arena dürfen wir das Jugendteamder Merlins beim Training beobachten. Danach werfen alle, die Lust haben, selbst noch ein paar Körbe.
     
  • Tag 4: Dieser Tag ist der Tag der Führungskräfte. Alle HAKRO-Führungskräfte, eingeschlossen Frau Kroll senior und Geschäftsführerin Carmen Kroll, machen sich mit der Gruppe auf den Weg nach Gründelhardt. Ungefähr auf der Etappenhälfte – auf dem Burgberg – wurde für uns eigens der Aussichtsturm und das Kaffee geöffnet. Eltern der Mitwander:innen haben köstliche Leckereien, Kaffee und Kuchen zum Krafttanken für uns vorbereitet.
     
  • Tag 5: Wir starten wieder mit einem leckeren Frühstück und machen uns auf den Weg nach Hohenberg. Auf dem Weg dorthin bewundern wir die Kunst von Sieger Köder. In Hohenberg angekommen, blicken wir auf eine tolle ereignisvolle Woche zurück, in der wir viele tolle Begegnungen mit besonderen Menschen hatten. Auch Petra Bittinger vom Vorstand der Weckelweiler Gemeinschaften nimmt teil und bedankt sich bei allen Organisator:innen und Teilnehmer:innen. Alle sind sehr berührt und freuen sich bereits auf die Jakobswegwanderung 2025.

Ich möchte mich ganz herzlich bei allen Mitwander:innen und bei der Organisation mitwirkenden Personen bedanken. Ein weiteres großes Dankeschön geht für die herzliche Aufnahme raus. Hier möchte ich auch ein paar Namen nennen, ohne die solch ein Projekt nicht stattfinden könnte: Helmut Jahn, Sabine Mögel, Tobias Hofmann, Stephan und Victor, HAKRO-Unterstützer:innen und -Begleiter:innen, die lieben Traktorfahrer, die uns immer wieder mal schwere Etappen so viel einfacher machten.    Alexander Mohr