Spiel, Lehm und Schindeln: Ein inklusives Bauprojekt auf der Brettachhöhe

Am Ende der Sommerferien entstand bei den Weckelweiler Gemeinschaften auf der Gerabronner Brettachhöhe ein Spielhäuschen in Fachwerkbauweise.
Hämmern, Lehm kneten, lachen – Anfang September wurde auf der Brettachhöhe, einem Standort der Weckelweiler Gemeinschaften, eine zusätzliche kleine und besonders lebendige Baustelle eingerichtet. Im Rahmen des Sommerferienprogramms der Stadt Gerabronn arbeiteten Kinder zwischen acht und dreizehn Jahren zusammen mit Landschaftsbauerinnen und -bauern, Zimmerleuten, Schreinerinnen und Schreinern sowie Werkstattbeschäftigten der Weckelweiler Gemeinschaften an einem ganz besonderen Projekt: dem Bau eines Spielhäuschens aus traditionellen Baumaterialien.
„Es war beeindruckend zu sehen, wie konzentriert und motiviert die Kinder bei der Sache waren“, so Projektleiterin Petra Ehrler. Gemeinsam mit Diane Kästner, ebenfalls Mitarbeiterin der Gemeinschaften, organisierte sie das dreitägige Bauabenteuer Anfang September – möglich gemacht durch die Kooperation mit der Stadt Gerabronn und durch eine großzügige Förderung der Dr.-Ing.-Hans-Joachim-Lenz-Stiftung aus Mainz.
Handwerk trifft Gemeinschaft
Nach einem spielerischen Kennenlernen und der Besprechung der Arbeitsschritte teilte sich die bunte Gruppe in drei Teams auf: Lehm-, Schindel- und Schreinergruppe wurden gebildet. Was dann folgte, war ein echtes Gemeinschaftswerk – vom Sammeln der Materialien im Wald bis hin zum letzten Lehmstrich.
So wurde der Lehm von den Kindern selbst im Wald gesammelt und dann mit Sand, Wasser und Heu vermischt. „Es war ganz schön matschig, aber auch richtig cool!“, erzählt Petra Ehrler. Der Lehm diente als Füllmaterial für die Zwischenräume der Fachwerkkonstruktion, die von der Schreinergruppe mit viel Fachwissen errichtet wurde.
Schindeln wie vor 100 Jahren
Währenddessen arbeiteten andere Kinder unter fachkundiger Anleitung mit Spaltkeilen an der Herstellung von Holzschindeln. Mit Schnitzböcken und traditionellen Schindelmessern entstanden die Dachziegel ganz wie in alten Zeiten. Auch das Flechten von Weiden und Haselruten für die Wandfüllungen gehörte zum Aufgabenbereich. „Wir wollten zeigen, wie wertvoll traditionelle Handwerkskunst ist – und wie viel Freude sie machen kann, wenn man sie gemeinsam erlebt“, betont Diane Kästner.
Neben all der Arbeit kam auch das Miteinander nicht zu kurz. Die Großküche aus Weckelweiler sorgte für leckeres Mittagessen, zwischendurch wurde gespielt, gelacht und gesungen. Der Höhepunkt: Am Donnerstagnachmittag fand ein kleines Richtfest mit den Eltern statt – bei Kaffee, Kuchen und stolzen Blicken auf das bisher Geschaffene.
Zwar konnte das Dach aus Zeitgründen noch nicht vollständig gedeckt werden, und die Schindeln warten noch auf ihren finalen Einsatz. Doch schon jetzt ist das Ergebnis beeindruckend: stabile Lehmwände im traditionellen Stil, errichtet mit viel Hingabe und Teamarbeit.
Das Projekt war nicht nur ein Ferienerlebnis, sondern auch ein Zeichen für Wertschätzung der Natur, Recycling und Konsumachtsamkeit, Teamarbeit und Handwerkskultur. Menschen allen Alters mit und ohne Beeinträchtigung arbeiteten selbstverständlich miteinander.
Über das Projekt Brettachhöhe: Auf einem 6,8 Hektar großen Grundstück entwickeln die Weckelweiler Gemeinschaften gerade wunderschöne Streuobstwiesen mit 120 Bäumen und einen 5,3 Hektar großen Wald zu einem Erlebnis- und Lernort weiter. Durch ein ganzheitliches Lernkonzept wird vielfältiges Wissen zur Tier- und Pflanzenwelt vermittelt. Dafür entstehen im Moment Schritt für Schritt von Künstler:innen und Handwerker:innen gestaltete Erlebnisstationen. Dabei wirken unterschiedlichste Menschen mit und ohne Behinderung mit.