Weckelweiler Bläsergruppe feiert Jubiläum

Die Weckelweiler Bläsergruppe nach ihrem Auftritt auf dem „Advent.Lichter.Markt.“ im November 2024 von links: Beate Kummer, Nikolas Kossyk, Michael Mey, Leiter Frank Neumann, Paul Lange, Florian Heim und Peter Köster. Auf dem Foto fehlt Hannes Wedel
„Wir haben mehrere Phasen in diesen vier Jahrzehnten erlebt“, erzählt Frank Neumann, langjähriger Mitarbeiter der Weckelweiler Gemeinschaften, rückblickend. Die Bläser der ersten Stunde waren 1985 junge Männer, die im damaligen anthroposophischen Jugendheim Weckelweiler auf einen Start ins Leben vorbereitet wurden und eine Begeisterung für Blechblasinstrumente mitbrachten. Cellist Frank Neumann, der in Köln Musik studiert und in Mannheim eine anthroposophische Zusatzausbildung absolviert hatte, brachte sich kurzerhand das Trompetenspielen selbst bei und begann mit Einzelunterricht für Trompete und Posaune. Nachdem ausreichend Grundlagen erarbeitet waren, führte er die Einzelunterrichte zu einer Gruppenarbeit zusammen.
Als sich Weckelweiler dann in den 1990er Jahren zu einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung entwickelte, passte Frank Neumann seine Arbeit an. „Die meisten Bläser und Bläserinnen konnten keine Noten lesen, daher habe ich eine spezielle und sehr einfache Notenschrift entwickelt, die sich an den Trompeten- und Posaunengriffen orientiert“, erklärt der heute 72-Jährige. Für das Repertoire aus Liedern und Stücken unterschiedlicher Stilrichtungen verfasste Frank Neumann eigene, mehrstimmige Arrangements. Eine Besonderheit des Spiels ist ferner, dass Frank Neumann oft selbst eine Stimme instrumental verstärkt und die Gruppe rein nach Gehör und ohne Dirigent zusammenspielt.
Langsam gelang es der Gruppe, ein musikalisches Niveau zu entwickeln, das innerhalb und außerhalb der Gemeinschaften Beachtung fand. So wurde die Weckelweiler Bläsergruppe 2008 vom damaligen Bürgermeister Friedrich König zu seiner Verabschiedung in die Stadthalle Kirchberg eingeladen. „Neben anderen auftretenden Kirchberger Musikgruppen überraschten wir Bläser aus Weckelweiler damals das Publikum mit unserem Können. Es gab viel Lob damals,“ beschreibt Frank Neumann diesen Meilenstein seiner Arbeit. Es folgte eine Vielzahl von weiteren Auftritten in unterschiedlichen Formaten – auch bei evangelischen Gottesdiensten in der Kapelle in Weckelweiler.
Ein Tief erlebte die Bläserarbeit, als es im Jahr 2016 zu einer wirtschaftlichen Krise in den Weckelweiler Gemeinschaften kam und der kulturelle Bereich stark zurückgefahren werden musste. Der Bläserunterricht wurde vorübergehend ausgesetzt.
Heute führt Frank Neumann, der seit Ende 2018 nach 32-jähriger Tätigkeit für die Weckelweiler Gemeinschaften in Rente ist, die Bläserarbeit als Kurs im Rahmen des Weckelweiler Freizeitprogramms „Art.The.Fonds.“ weiter. Die nunmehr siebenköpfige Gruppe, die sich aus Beate Kummer, Nikolas Kossyk, Hannes Wendel, Paul Lange, Michael Mey, Florian Heim und Peter Köster zusammensetzt, probt unter der Leitung von Frank Neumann einmal in der Woche abends.
Und auch in dieser kleineren Formation scheut die Weckelweiler Bläsergruppe die Öffentlichkeit nicht. 2023 umrahmte sie eine vielbesuchte Euthanasie-Gedenkveranstaltung in Weckelweiler. Referent der Veranstaltung war der Crailsheimer Stadtarchivar Folker Förtsch. Förtsch erkannte die Einzigartigkeit der Musikdarstellung und engagierte die Gruppe anschließend für die Vernissage des Bildhauers Paul Diestel auf dem Crailsheimer Ehrenfriedhof. „Eine schöne Anerkennung für uns“, so Frank Neumann.
2025, im Jubiläumsjahr, stehen interne Auftritte in Weckelweiler beim Angehörigentreffen im Mai und für die Öffentlichkeit beim großen „Advent.Lichter.Markt.“ im November auf dem Plan. „Für weitere Auftritte sind wir offen, wir brauchen allerdings eine relativ lange Vorlaufzeit und müssten frühzeitig angefragt werden“, erläutert Neumann.