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Weckelweiler ist in der ART CRU Berlin vertreten

Mit Jan Martin Fürstenberg und Peter Konarski sind zwei Künstler der Weckelweiler Gemeinschaften mit ihren Textilarbeiten in einer Ausstellung der ART CRU in Berlin vertreten. Die Galerie ist die erste Berliner Galerie, die sich auf Kunst von Menschen mit Behinderung und psychischen Ausnahmeerfahrungen konzentriert.

Warum hängen diese Werke hier – außerhalb des normalen Kunstbetriebs?“, so eine Besucherin der Ausstellungseröffnung „Textil“ am Donnerstag, 11. Juli in der in Berlin-Mitte gelegenen Galerie Art Cru. Die Galerie präsentiert in einem idyllischen Hinterhof gelegenen Souterrain-Räumen noch bis zum 18. Oktober Arbeiten von 29 internationalen Künstler:innen von Menschen mit Behinderung oder Psychiatrieerfahrung in einer Zusammenarbeit mit 17 Partnerorganisationen als eine raumgreifende Gruppenausstellung – darunter auch mehrere Werke aus Weckelweiler, die ohne das Engagement der Galerie wohl kaum in die Hauptstadt gelangt wären.

In den Ausstellungen der Art Cru werden Arbeiten von „Außenseiter:innen“ als wichtige Position der Gegenwartskunst präsentiert. Das Team der Galerie ist davon überzeugt, dass die besondere Wahrnehmung dieser Künstler:innen sich in einzigartigen Kunstwerken von hoher Authentizität darstellt. Ziel ist es, einen aktiven Diskurs mit dem etablierten Kunstbetrieb anzuregen und gesellschaftliche Stigmatisierungstendenzen abzubauen. „Mit der aktuellen Ausstellung geht es auch darum, den Kontakt unter den Künstler:innen herzustellen, die oft isoliert und ohne Anschluss an die Kunstszene arbeiten müssen“, so Maren Rabe, Kuratorin der Ausstellung. Im Kunsthof in der Oranienburger Straße gelegen, positioniert die Galerie die Werke ihrer Künstler:innen mitten in der Berliner Kunstszene. Träger der gemeinnützigen Galerie ART CRU Berlin ist der Verein PS-Art e.V. Berlin, ein Netzwerk verschiedener psychosozialer Institutionen.

„Wir sind auf Instagram auf die Galerie gestoßen und haben uns mit ganz unterschiedlichen Arbeiten verschiedenster Künstler:innen beworben. Dass jetzt die Arbeiten von Jan Martin Fürstenberg und Peter Konarski ausgewählt wurden, freut uns sehr“, erklärt Diane Kästner, Koordinatorin des Freizeit- und Kunstbereichs der Weckelweiler Gemeinschaften. Durch die großzügige Unterstützung der Stiftung der Gemeinschaften konnte eine kleine Delegation bei der Vernissage in Berlin teilnehmen.

Jan Martin Fürstenberg, Jahrgang 1984, ist ein intensiv wahrnehmender, vielseitig interessierter Mensch. In der Weberei der Weckelweiler Gemeinschaften hat er die Möglichkeit, seinen Leidenschaften Ausdruck zu verleihen. Seine handgefertigten Näharbeiten, die in der ART CRU gezeigt werden, zeigen abstrahierte Oldtimer-Modelle von Traktoren. Die Schnitte fertigt Jan Martin Fürstenberg nach Abbildungen oder Fotografien an, die er Kalendern entnimmt. In Sammler-Katalogen findet er dann die dazugehörigen technischen Daten. Auf den Stoffen finden sich diese dann in Buchstaben- und Zahlenkolonnen, die technische Details wiedergeben. All diese spezifischen Angaben hat Jan Martin Fürstenberg auch im Kopf gespeichert, denn seine Leidenschaft für Oldtimer geht mit detailliertem Wissen über die von ihm ausgewählten Modelle einher.

Schon als Kind interessiert sich der 1964 geborene Peter Konarski für das textile Arbeiten. In Weckelweiler arbeitete er im Laufe der Jahrzehnte in verschiedenen Werkstätten. Seit er nun in der Handweberei der Weckelweiler Gemeinschaften angekommen ist, kann er vermehrt seinen künstlerischen Neigungen nachgehen. Der Autodidakt lässt sich von Tierabbildungen in Lexika oder Bildbänden inspirieren und vereinfacht diese dann stickend zu sehr eigenen, farbenprächtigen und lebhaften Abbildungen, die sehr viel Tiefe aufweisen. Auch Peter Konarski ist vielseitig interessiert. Er ist aktives Mitglied des NABU, sammelt Briefmarken und nahm bereits mehrfach erfolgreich bei den Special-Olympics als Schwimmer und Reiter teil.

Bei der Vernissage genossen beide den Austausch mit den Besucher:innen über ihre Werke.

Übernachtet hat die Gruppe im Pfefferbett, einem inklusiv arbeitenden Hostel im Kollwitz-Kiez. Am Tag danach besuchte die Gruppe das Technische Museum in Berlin. In der Oldtimer-Abteilung bekam Jan Martin Fürstenberg neue Anregungen für seine Arbeiten. In völlig überfüllten Zügen ging es dann zurück ins Hohenlohische – auch das war ein Abenteuer und eine Herausforderung.

Weitere Info: www.art-cru.de